11 December, 2019

Auf dem Weg nach Paris? Implikationen des Paris-Abkommens für den Klimaschutzbeitrag des Verkehrs

Authors

Ursula Fuentes Hutfilter, Fabio Sferra, Paola Parra, Michiel Schaeffer, Bill Hare

Deutschland wird seine nationalen Ziele verstärken und geeignete Maßnahmen ergreifen müssen, um die Ziele des Pariser Klimaabkommens zu erreichen. Dies wird laut der Studie von Climate Analytics, im Auftrag von Agora Verkehrswende, erhebliche Anstrengungen im Verkehrssektor erfordern. Auch das bevölkerungsreichste Land der EU wird sich seiner Verantwortung stellen müssen.

Zentrale Ergebnisse:

1. Die Einhaltung der Temperaturziele des Pariser Klimaabkommens erfordert schnelle und umfassende Emissionsminderungen in Deutschland. In seinem Sonderbericht über 1,5 °C globale Erwärmung hat das IPPC sozioökonomische Pfade identifiziert, die es als konsistent mit dem Paris-Abkommen bewertet. Hieraus lassen sich nationale und sektorale CO₂-Budgets und Emissionspfade ableiten, welche die globalen Vermeidungskosten minimieren. Für einen kostenminimierenden Pfad zur Erreichung des 1,5°-Ziels müsste Deutschland seine gesamten inländischen Treibhausgasemissionen bis 2030 um etwa 73 Prozent und bis 2050 um etwa 98 Prozent im Vergleich zu 1990 senken. Auf einem kostenminimierenden Pfad, der die globale Erwärmung unter 2 °C hält, sinken die Emissionen bis 2030 um 68 Prozent und bis 2050 um rund 90 Prozent.

Co2 budget transport german report verkehrswende graph 1 de

2. Um dem Paris-Abkommen gerecht zu werden, müssen Deutschland und die EU ihre mittelfristigen Minderungsziele anheben. Das derzeitige deutsche Minderungsziel für 2030 von 55 Prozent ist unzureichend. Neben einer eigenen Ambitionserhöhung sollte Deutschland ebenso darauf drängen, dass auch die EU ihr derzeitiges 2030-Minderungsziel von 40 Prozent deutlich anhebt. Beides sollte im kommenden Jahr 2020 geschehen, wie es der Zeitplan für das Pariser Abkommen und für den Klimaschutzplan 2050 vorsieht.

3. Im Verkehrssektor müssen die Klimaschutzbemühungen massiv verstärkt werden. Das derzeitige Sektorziel des Klimaschutzplans für den Verkehr, die Emissionen bis 2030 um 40 bis 42 Prozent zu senken, steht nicht im Einklang mit dem Paris-Abkommen. Um dem kostengünstigsten 1,5°-Emissionspfad zu folgen, muss Deutschland seine Verkehrsemissionen bis 2030 um 53 Prozent im Vergleich zu 1990 senken. Würden lediglich die gegenwärtigen politischen Maßnahmen fortgeführt, lägen die Emissionen im Jahr 2030 etwa doppelt so hoch. Selbst das 2°-Ziel erfordert eine erhöhte Minderung um 44 Prozent. Eine Fortsetzung derzeitiger Trends über 2030 hinaus würde zu kumulierten Emissionen von etwa 5,4 Milliarden Tonnen CO₂ zwischen 2016 und 2050 führen. Dieser Wert liegt weit über dem mit dem 1,5°-Ziel konsistenten Budget für den Verkehrssektor von rund 2,6 Milliarden Tonnen und auch sehr deutlich oberhalb des 2°-Budgets von 3 Milliarden Tonnen.

Co2 budget transport german report verkehrswende graph 2 de

4. Bei einer fairen Lastenteilung muss Deutschland einen höheren Gesamtbeitrag zum Klimaschutz leisten, als sich aus einer globalen Minimierung der Vermeidungskosten ergibt. Um seinen fairen Anteil zur Erreichung des 1,5°-Ziels beizutragen, müsste Deutschland gemäß der zentralen Schätzung seine Emissionen bis 2030 um 87 Prozent gegenüber 1990 mindern. Dies übersteigt den kostenminimierenden heimischen Minderungsbeitrag um rund 14 Prozentpunkte. Deutschland könnte diese Lücke beispielsweise über höhere Beiträge zur internationalen Klimaschutzfinanzierung schließen.

5. Schnelle Emissionsminderungen und eine vollständige Dekarbonisierung des Verkehrssektors bis 2050 sind möglich. Zu den wesentlichen Stellhebeln gehören eine stark beschleunigte Elektrifizierung des Personen- und Güterverkehrs sowie der forcierte Ausbau der erneuerbaren Stromerzeugung, die Verlagerung auf öffentliche Verkehrsmittel sowie Rad- und Fußverkehr, die Stärkung des Schienengüterverkehrs und eine insgesamt effizientere Verkehrsorganisation. Neben infrastrukturellen und ordnungsrechtlichen Maßnahmen sind hierzu preisliche Lenkungsinstrumente – insbesondere eine wirkungsvolle CO₂-Bepreisung – von zentraler Bedeutung

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